Logo

Erwachsenenbildung in Frechen – Die letzten Jahrzehnte

Die belegte Geschichte der Frechener Erwachsenenbildung beginnt weit vor 70 Jahren.  Eine Stichprobe in den Ausgaben der Kölnischen Zeitungen der zwanziger Jahre führte schnell zu Belegen, dass auch in der damaligen Gemeinde Frechen engagierte öffentlich arbeitende Gruppen, wie zum Beispiel Gesellenvereine oder die Gewerkschaft einzelne Weiterbildungsangebote durchführten.

Volksbildung ist mit Demokratie und bewusster Gestaltung von Lebenswegen und Lebenschancen des einzelnen eng verbunden. Denn solche Ansätze und viele woanders schon gegründete Volkshochschulen aus der Weimarer Zeit wurden in der Nazizeit abgeschafft. Sie passten nicht in eine Welt der Bücherverbrennung und der Gleichschaltung.

Es verwundert daher nicht, dass die Volksbildung unmittelbar nach dem Krieg, sozusagen zur Demokratie-Bildung, von den Besatzungsmächten sofort wieder aufgegriffen wurde. In diesem Geiste wurde im Kreis Köln 1946 der Volksbildungsring gegründet. Er startete mit großem Enthusiasmus und erstaunlicher Qualität. Schon ab 1948 entwickelte sich daraus in Frechen eine eigene örtliche Linie, ein „Ortsring“.

Man muss sich einmal vorstellen, was für ein Erlebnis Ende der Vierziger der Gang zu einem abendlichen Vortrag oder einer Arbeitsgemeinschaft war. Da die benutzten Schulräume abends nicht beheizt wurden, brachten Teilnehmer Briketts mit und, da es kaum Glühbirnen gab, wohl auch diese. Sie wurden nach der Veranstaltung dann natürlich wieder herausgeschraubt, oder man benutzte Kerzen. Inhaltlich griff der Ortsring Frechen in den ersten Jahren Demokratie und Völkerverständigung auf. Er diskutierte moderne Kunst, führte Lesungen und Konzerte auf und zielte im Rahmen der Möglichkeiten aber auch schon auf berufsbezogene Weiterbildung. Es gelang auch in dieser Zeit, bekannte bis berühmte Künstler nach Frechen zu holen, darunter auch die Schriftsteller Werner Bergengruen und Heinrich Böll.

Als 1955 die so bezeichnete Volkshochschule Frechen, wie es hieß „aus der Taufe“ gehoben wurde, war das Kind also sozusagen schon geboren. Aber ab jetzt war es ein städtisches Kind. Eine formale Grundlage bildete auch das erste Weiterbildungsgesetz in NRW von 1953. Inhaltlich wollte man das Angebot auf breiteren Schultern ausweiten, speziell in die berufliche Richtung. Dieser Start war, wie Zeitungsartikel und Dokumente belegen, beeindruckend mit gutem Willen, Denken und Engagement verbunden. Es wurde ein Kuratorium gebildet, dem auch der berufene VHS-Geschäftsführer angehörte. 

1957: In der Keimesstraße 24 (früher Blumenstraße 2) war die VHS-Geschäftsstelle zeitweilig untergebracht.

Später wurde die Volkshochschule in einem Amt der Stadtverwaltung mitgeführt.

Ein grundlegend neues Kapitel wurde nach der Verabschiedung des damaligen Weiterbildungsgesetzes 1976 mit der Einstellung eines hauptamtlichen wissenschaftlichen Mitarbeiters als VHS-Leiter aufgeschlagen. Anknüpfend an das Gewachsene wurden sehr schnell und sehr gezielt neue professionelle Strukturen aufgebaut und Quantität und Qualität enorm erweitert. Schon nach wenigen Jahren zog die VHS in das zentrale, aber insbesondere auch erwachsenengerechte und mit ordentlichen Fachräumen sachgerecht ausgestattete, bis heute genutzte Gebäude.

Die VHS führte neue Formen von Qualifizierung durch, in den Achtzigern bis hin zu Arbeitsamtsmaßnahmen. Auf hohem Niveau wurden Schulabschlusskurse aufgebaut, in den neunziger Jahren kam u. a. auch die Radiowerkstatt dazu. Mit einer grundlegenden Organisationsentwicklung wurde 1994 die „edv-verwaltete“ VHS eingeführt. Fortan blieben den VHS-Teilnehmern auch die langen Warteschlangen bei der Anmeldung erspart.

1978: Sehr zügig arbeiteten die Mitarbeiter der Frechener Volkshochschule beim Anmeldetermin. Trotzdem gab es wegen des großen Interesses Wartezeiten.

Die VHS führt inzwischen Verwaltungs- und in Einzelfällen auch Firmenschulungen durch, sie hat Veranstaltungen mit Forencharakter wie große politische Podiumsdiskussionen oder landeskundliche Abende entwickelt. Weiterhin wurden berufsbezogene Zertifikatsangebote  ausgebaut, vor allem das EDV-Kurssystem, aber auch die Sprachen. Die VHS ist ein sehr gefragtes Prüfungszentrum.

Die Volksbildung hat in Frechen also eine lange und erfolgreiche Tradition, und diese ist ein solides Fundament auch für die Zukunft.